Wahrscheinlich hat jeder schon den Begriff „Rollenspiel“ gehört, doch was stellt man sich darunter vor? Es gibt Hunderte von Rollenspielen, von professionellem Theater bis hin zum alltäglichen Leben… denn wer hat sich noch nicht einmal verstellt und ist in eine fremde Rolle geschlüpft?
Doch all diese Vorstellungen haben relativ wenig bis gar nichts mit der Art von Rollenspiel zu tun, die hier beschrieben werden soll. Auch als RPG (Role Playing Game) abgekürzt stellen diese Spiele eine Alternative zu Kartenspielen oder Brettspielen da… doch ein Rollenspieler würde dies sogar als eine Vereinfachung wenn nicht sogar Beleidigung seines Hobbys auffassen. Und da hat er /sie auch recht: Es gibt wohl kaum ein Spiel, bei dem man freier agieren und seiner Fantasie ausdruck verleihen kann.
Habt ihr euch nicht auch schon einmal genervt, dass in euerem Lieblings-Videospiel gewisse Dinge nun einmal nicht möglich sind? Wolltet ihr auch einmal einfach aus der realen Welt ausbrechen, sei es nur für einen Samstagabend? Oder hattet ihr nicht auch schon oft das Gefühl wenn ihr ein Buch lest oder euch einen Film anseht, dass ihr es besser machen könntet, würde man euch nur die Möglichkeit geben? Willkommen alsdann in der Welt des Rollenspiel, wo sich Fantasie und Realität vermischen… Ini artinya apa?
Das wundervolle am RPG ist, dass jeder die Mittel hat, daran teilzunehmen. Man benötigt in den meisten Fällen kaum mehr als einige Würfel, etwas Papier und einen Bleistift. Und dazu natürlich eine gesunde Portion Fantasie, der wohl wichtigste Faktor beim Rollenspiel, plus einige gute Kollegen als Mitspieler.
Der Rest ist Geschmackssache. Es gibt nicht nur eine Art zu spielen, es gibt unzählige. Mittlerweilen werden dutzend wenn nicht gar hunderte von verschiedenen Rollenspielsystemen von Firmen wie z.B. Steve Jackson Games vertrieben. Man kann jedoch auch gänzlich auf offizielles Regelwerk verzichten und sich seine Regeln selbst schaffen. Dies ist wie gesagt auch der grösste Vorteil des Rollenspiels gegenüber fast allen anderen Freizeitaktivitäten: Nur die eigene Fantasie setzt die Grenzen des Spiels, man muss noch nicht einmal Geld ausgeben um ein RPG zu spielen.
Hat man sich einmal für ein System entschieden, ist der Rest sehr simpel. Man benötigt wie gesagt nur noch einige Utensilien, die in jedem Haushalt vorhanden sind, sowie genügend Mitspieler. Natürlich sollten diese vorher alle die Regeln gelesen und verstanden haben, ansonsten könnte dies Auswirkungen auf die Spielgeschwindigkeit und auch den Spielspass haben.
Die jeweiligen Regeln sind jedoch so verschieden von System zu System das sie an dieser Stelle nicht erläutert werden können. Nur eines ist (fast) allen gemeinsam: Es wird mit Würfeln bestimmt, welche Aktionen erfolgreich bzw. nicht erfolgreich sind oder was der Charakter (ein Charakter ist die Spielfigur eines Spielers) tun kann und was nicht. Je nach Rollenspiel unterscheiden sich jedoch Art und Anzahl der Würfel, welche verwendet werden. Auch unterscheiden sich die Charakteristiken, in welchen die Spielercharaktere bewertet werden.
Im Spielsystem „Dungeons & Dragons“, dem wohl bekanntesten RPG, werden die Charaktere mit den Attributen Stärke, Geschicklichkeit, Konstitution, Weisheit, Intelligenz und Charisma beschrieben. Je besser diese sind, desto höher sind die Chancen auf Erfolg in bestimmten Situationen. In Kampfsituationen, also wenn die Charakter einer Gefahr oder einem Gegner gegenüberstehen, sind besonders Stärke, Geschicklichkeit und Konstitution wichtig. Möchte ein Spieler einen Zauberspruch beschwören sind wiederum Intelligenz und Weisheit die Hauptattribute. Diese werden auf einer Skala von 1 – 20 dargestellt (je höher desto besser) und mit einem 20-seitigen Würfel muss dann versucht werden, diesen gewissen Wert zu unterbieten, um erfolg zu haben (je höher also das Attribut, desto grösser die Chance, einen tieferen Wert zu würfeln). Man ist also nicht nur von seinem eigenen Geschick sondern auch vom Glück abhängig (oder davon, wieviel Sirup gerade auf dem Tisch klebt, auf welchem gewürfelt wird…), wie in der realen Welt auch.
Zu diesen Spielwerten zählen auch Dinge wie die Rasse eines Charakters (denn in Fantasy-RPGs kann man meistens unter mehr als nur „Mensch“ auswählen, wie z.B. Elfen, Zwerge, etc. In den meisten RPGs genügt jedoch „männlich“ oder „weiblich“), welche Gegenstände er mit sich führt, welche Gewohnheiten er pflegt, wie gut er welche Fähigkeiten beherrscht oder wie hoch sein Einkommen ist. Diese können von den Spielern mehr oder weniger frei gewählt werden, sie können bestimmen ob sie einen Dieb, einen Dämonen oder einen Bankangestellten mimen möchten. Je nachdem, wie ihre Wahl ausfällt, sind sie für einige Situationen besser, für andere schlechter beschaffen, weshalb die Spieler auch zusammenarbeiten müssen (oder sollten).
Um ein RPG zu spielen benötigt es immer zwei Arten von Spieler: Einen Spielleiter und eine gewisse Anzahl Mitspieler, die die Haupt-Charaktere des Spiels verkörpern (Normalerweise zwischen 3 bis 10, doch man kann die Zahl beliebig festlegen. Es gibt so gut wie kein Rollenspielsystem, welches die Anzahl an Spielern einschränkt). Den Spielleiter nennt man denjenigen Spieler, welcher das Abenteuer beschreibt und leitet, welches die Spieler spielen. Er schreibt die Geschichte, spielt die anderen Figuren, welche darin vorkommen, und führt so durch das Spiel. Denn in einem Rollenspiel gibt es keinen Bildschirm, auf welchen die Spieler blicken, um darauf ihre Charaktere zu bewegen, noch gibt es ein Spielbrett, auf welchem Figuren bewegt werden. Der ganze Spielablauf findet im Kopf der Anwesenden statt, nur durch Worte wird dieser beeinflusst. Der Spielleiter erläutert den Spielern die Situation, in welcher sie sich befinden, und diese reagieren je nach den Fähigkeiten ihres Charakters darauf.
Der Spielleiter beschreibt der Gruppe eine Szene folgendermassen: „Als ihr den Wald verlasst, steht ihr plötzlich vor einer Gruppe von 6 Personen, welche euch misstrauisch anblicken. Ihr kennt keine dieser Personen, doch an ihrer Kleidung könnt ihr erkennen, dass es sich um Angehörige der örtlichen Armee handelt. Ihr Äusseres ist jedoch sehr schäbig und erinnert mehr an diejenige von Banditen. Sie haben ihre Waffen gezogen und warten ab, was ihr unternehmt.“
Nun sind die Spieler gefragt, sie müssen nun reagieren. Zum Beispiel könnte einer der Charaktere freundlich auf die andere Gruppe zugehen und versuchen, sich zu verständigen. Oder sie warten ab, was die Gegenüber unternehmen. Sie könnten die andere Gruppe auch angreifen, wenn sie z.B. selbst Banditen sind (denn man kann sowohl gute wie auch böse Charaktere in einem RPG mimen, auch hier ist man ziemlich frei).
Das Rollenspiel ist also ein Wechselspiel zwischen Spielern und Spielleiter, es benötigt sehr viel Kommunikation. Nur in wenn sich etwas nicht eindeutig bestimmen lässt nur aufgrund von Sprechen werden Regeln und Würfel zu Hilfe genommen. Meistens geschieht dies, wenn sich die Spieler in einer Situation befinden, in der sie sich gegen andere Figuren verteidigen müssen (oder diese angreifen wollen). Denn da kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, wer gewinnt und wer unterliegt, dies ist immer von den Spielwerten eines Charakters abhängig sowie von einer grossen Portion Glück (siehe Beispiel im Kapitel „Wie spielt man ein Rollenspiel“). Natürlich kann man seine Chancen durch kluge Aktionen und hohe Spielwerte erhöhen oder auf bestimmte Situationen auslegen.
Ebenfalls erreichbar unter: www.faluzure.ch